Der informierende Unterrichtseinstieg
Dem Modell des informierenden Unterrichtseinstiegs liegt die Vorstellung zugrunde, dass Interesse und Lernwillen nicht von außen eingeschaltet werden können, sondern nur von jedem Menschen selbst. Menschen sind eher bereit, sich anzustrengen, wenn sie den Sinn dafür sehen können. Sie lernen auch besser, wenn sie verstehen, was sie tun, und wenn sie Zusammenhänge herstellen können. Es ist für Schülerinnen und Schüler sehr motivierend, wenn sie wie vernünftige Wesen behandelt werden und zu Beginn der Stunde so einfach, klar und interessant wie möglich darüber informiert werden, was Sie für die Stunde geplant haben und warum.
Vorgehensweise
Grundprinzip: Die Lehrkraft versucht, den Schülerinnen und Schülern ihre eigenen Absichten soweit zu verdeutlichen, wie es für deren Lernen nützlich ist.
- Beschreiben Sie das Ziel/die Ziele der Stunde in für die Schülerinnen und Schüler verständlichen Worten.
- Begründen Sie, warum es für die Schülerinnen und Schüler wichtig ist, dass sie diese Ziele erreichen.
- Benennen Sie die vorgesehenen Lernaktivitäten. Dabei ist Übersichtlichkeit wichtiger als Vollständigkeit:
- Bennen Sie nur wichtige Schritte, Phasen oder Themen; Einzelheiten können dann zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt werden.
- Geben Sie dabei ruhig auch persönliche Begründungen für die Auswahl der Themen und Schritte an.
- Ermuntern Sie die Schülerinnen und Schüler, Stellung zum Plan zu nehmen.
- Sie dürfen ihn auch ergänzen, modifizieren oder sogar ablehnen.
- Fragen Sie sie, was sie von dem Pan halten und ob sie noch andere Ideen haben, wieso es wichtig sein könnte, das zu lernen.
- Er hilft Lehrkräften, den Unterricht und seine Ziele durchdacht zu planen und den Unterricht zu strukturieren.
- Wenn man den Schülerinnen und Schülern seine Pläne verständlich darstellen will, lernt man mit den „Augen des Schülers" (siehe Hattie) zu planen.
- Die Schülerinnen und Schüler bekommen die Möglichkeit, bei der Planung des Unterrichts mitzuwirken. Sie können ihre Bedürfnisse zu Beginn der Stunde artikulieren und man kann als Lehrkraft dann auch gleich entscheiden, ob man darauf eingehen will oder nicht.
- Die Ziele des Unterrichts werden transparent gemacht. So können die Schülerinnen und Schüler sich auch selbst für das Erreichen der Ziele engagieren.
Praxisberichte
„Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, zu Beginn der Mathematikstunde an die rechte Tafelseite die Themen und die vorgesehenen Übungsaufgaben mit den Seitenzahlen des eingeführten Lehrwerks an die Tafel zu schreiben. Schülerinnen und Schüler, die den Stoff schneller beherrschten oder im Buch nachlesen wollten, konnten so auf ihre Weise und in ihrem Tempo lernen. Besonders attraktiv war es, wenn ich den Schülerinnen und Schülern, die schon vor Stundenende die vorgesehenen Aufgaben bearbeitet hatten, die Hausaufgaben mitgeteilt habe. Dies war leicht möglich, weil ich immer wieder Einzelarbeits-/ Stillarbeitsphasen in meinen Unterricht eingebaut habe. Dann hatte ich Zeit, mit einzelnen Schülerinnen und Schülern zu sprechen bzw. in ihre Hefte zu schauen.“ (Mathematiklehrerin an einem Gymnasium)
„Die Schülerinnen und Schüler geben der Lehrkraft Rückmeldungen über die Qualität/Wirksamkeit des Französischunterrichts. Zu „sollte geändert werden" wird angegeben: „Bitte nicht mehr am Anfang der Stunde die Lerninhalte angeben." Auf meine Nachfrage nach der Erklärung sagte die Schülerin: „Nee, dann weiß ich, wie viel ich arbeiten muss". Im Sinne der Kommunikation habe ich nachgefragt: " „Meinst du etwa, du kannst dich dem Arbeiten nicht mehr entziehen, weil du weißt, was du erledigen sollst?" Antwort: " „Ja, genau!" (Lehrerin an einer RS+)
„Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit einer Mischung von traditionellem Unterrichtseinstieg und informierendem Unterrichtseinstieg. Klassisch für den Literaturunterricht ist z.B. als vorbereitende Hausaufgabe (bei kurzen Texten zu Stundenbeginn) einen Text / Textauszug lesen zu lassen, ggf. die Stellen anstreichen zu lassen, über die man stolpert (?) oder die man für wichtig hält (!), oder die Ersteindrücke aufschreiben zu lassen. Man lässt, ausgehend von der Leseerfahrung der Schüler, Hypothesen bilden, woran dies liegen könnte, und schreibt diese (geordnet) an die Tafel. Die Schüler wissen nun, woran sie arbeiten müssen. Das funktioniert auch gut bei Lektürereihen, ist eigentlich Standard: Lesephase - Ersteindrücke sammeln - gemeinsam überlegen, welche Themen untersucht werden sollten, um die Lektüre besser zu verstehen - Reihenplanung danach vornehmen.“ (Gymnasiallehrerin mit dem Fach Deutsch)
Vorteile des informierenden Unterrichtseinstiegs
verwendete Literatur
Grell, Jochen und Monika: Unterrichtsrezepte. Beltz - Verlag, Weinheim; Basel 1985 S. 134 - 171