Lernpläne/Lerntheke
Damit in differenzierenden Unterrichtsphasen die Schülerinnen und Schüler den Überblick nicht verlieren, ist es oft sinnvoll, schriftliche Organisationsinstrumente einzusetzen und einen Lernplan zu erstellen.
In Form von Wochenplänen haben Lernpläne in den Grundschulen inzwischen eine weite Verbreitung gefunden. In der Sekundarstufe wählt man oft andere zeitliche Vorgaben. Im Extremfall kann auch eine kurze Übungsphase in einer Unterrichtsstunde nach diesen Prinzipien gestaltet werden.
Voraussetzungen
- „Schülerinnen und Schüler müssen – sofern sie über keine Vorerfahrung mit Planarbeit verfügen – behutsam an diese Arbeitsform herangeführt werden. Insbesondere sollte der Anteil der Arbeit mit Arbeitsplänen am gesamten Unterricht schrittweise erhöht werden.
- Lehrerinnen und Lehrer müssen vor allem loslassen können, d. h. den Anspruch, alle Lernprozesse, im Detail lenken und gestalten zu können, aufgeben. Planarbeit kann nur gelingen, wenn der Lehrperson der häufig beschworene Rollenwechsel zum Lernbegleiter gelingt.
- Materialien müssen verständlich strukturiert und einfach zugänglich sein, sodass sie selbstständig bearbeitet werden können.“
Einsatzmöglichkeiten
„Planarbeit kann sowohl in Phasen des Erkundens als auch in Übungsphasen oder bei der Lernstandsdiagnose (als Selbstkontrolle und -einschätzung) stattfinden.“ (Barzel/Büchter/Leuders: Mathematik-Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen-Verlag. S. 76)
Für welche Phasen des Lernens eignen sich Lernpläne?
- "Erarbeiten von Wissen: Die Schülerinnen und Schüler können einzeln oder in Paaren Lehrtexte mit dem Ziel der Aneignung systematischen Wissens durcharbeiten. Dies ist in der Regel effektiver, als einen Lehrtext im Klassenverband im Gleichschritt durchzuarbeiten. Allerdings müssen dafür schülergemäße Texte vorliegen.
- Erkunden und Entdecken: Planarbeit eignet sich, wenn Schülerinnen und Schüler zunächst reichhaltige Primärerfahrungen machen sollen, z. B., indem vielfältige Phänomene untersucht werden, um auf dieser Basis bereits fachlich konsolidierte Konzepte zu entwickeln (z. B. rationale Zahlen. Symmetrien, (Anti-)Proportionalität, Variablen usw.).
- Systematisieren: Auch diese Phase kann zunächst mit geeigneten Materialien, die die Systematisierung eines Bereichs anregen, als Planarbeit durchgeführt werden. Allerdings ist es hier wichtig, dass die Konstruktion gemeinsamer Begriffe oder tragfähiger Verfahren anschließend in einer Plenumsphase, die vom Lehrer moderiert wird, zu einer gemeinsamen fachlichen Basis zusammengeführt wird.
- Üben und Vertiefen: Diese Phase wird ohnehin am häufigsten mit Arbeitsplänen gestaltet, nicht zuletzt, da hier das besondere Individualisierungspotenzial der Methode deutlich wird. Wichtig ist hier, dass man sich nicht nur auf reproduktive und immer gleiche Übungsaufgaben („Päckchen“) beschränkt, sondern Üben durch vielfältige Aufgabentypen ermöglicht – insbesondere durch Einbeziehen von Aufgaben zum produktiven Üben, die auch Reflexion anregen oder neue Entdeckungen ermöglichen.
- Lernstandsdiagnose/Selbsteinschätzung: Gerade für das selbstständige, selbstorganisierte Lernen ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler einschätzen können, wo sie stehen, und dementsprechend selbstverantwortlich herausfordernde Aufgaben für ihr weiteres Lernen auswählen. Eine Rückmeldung über den aktuellen Lernstand kann mithilfe geeigneter Aufgaben und darauf abgestimmter Selbsteinschätzungsfragen organisiert werden.“ (Barzel/Büchter/Leuders: Mathematik-Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen-Verlag. S. 79)
Verschiedene Formen von Lernplänen:
Arbeitsblatt ohne Differenzierungsangebote:
Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein Blatt mit Arbeitsaufträgen, Hinweisen und Aufgaben, die sie bis zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt eigenständig bearbeitet haben müssen. Die Differenzierung erfolgt durch die Erlaubnis für einzelne leistungsstarke Schülerinnen und Schüler, Aufgaben, die sie als zu leicht empfinden, wegzulassen. Für diejenigen, die schneller fertig sind, kann man interessante zusätzliche Materialien oder ein Arbeitsblatt mit attraktiven Zusatzaufgaben, z. B. in einem Schrank, bereithalten. Sehr attraktiv ist auch das Angebot, dann schon mit den Hausaufgaben beginnen zu dürfen. Mit leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern kann die Lehrkraft ebenfalls Absprachen darüber treffen, welche Aufgaben weggelassen werden dürfen.
Arbeitsplan mit einem Pflicht- und einem Wahlbereich
Im Pflichtteil müssen alle angegebenen Aufgaben bearbeitet werden. Hier gibt es Einführungsaufgaben, die die Verfahrensweisen vorbereiten, Merktexte und Musterbeispiele im Buch, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler sich die Regeln erarbeiten sollen, und erste, grundlegende Übungsaufgaben.
Der Wahlpflichtteil besteht aus Übungsaufgaben, die z.B. in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten werden. Die Schülerinnen und Schüler müssen zu jedem Teilthema zwei der drei Aufgaben bearbeiten, wobei sie jedes Mal neu entscheiden können, welchen Schwierigkeitsgrad sie auswählen.
Für schnelle Schülerinnen und Schüler gibt es im Zusatzteil weitere, zum Teil weiterführende und anspruchsvollere Aufgaben.
Lerntheke
Die Aufgaben können auch in Form einer Lerntheke angeboten werden. Dafür werden möglichst im Team mit Fachkollegen verschiedene Übungsaufgaben erstellt, die dann an einem Ort im Klassenzimmer ausliegen. Die Schülerinnen und Schüler wählen selbst die für sie geeigneten Aufgaben. Idealerweise, nachdem sie sich mit Hilfe einer Checkliste selbst eingeschätzt haben.
Um den Arbeitsaufwand möglichst gering zu halten, können
- die Aufgaben aus dem Schulbuch entnommen werden,
- die Aufgaben (und Lösungen) an die Tafel geschrieben werden,
- Mathematikarbeitsblätter können auch handgeschrieben sein.
verwendete Literatur:
Barzel, Bärbel/Büchter, Andreas/Leuders, Timo: Mathematik-Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornselsen-Verlag, 2007
Paradies, Liane / Wester, Franz / Greving, Johannes : Individualisieren im Unterricht, Erfolgreich Kompetenzen vermitteln. Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co. KG, Berlin 2010; 1. Auflage
Unterrichtsbeispiele
Die folgenden Unterrichtsbeispiele haben exemplarischen Charakter und lassen sich auf andere Fächer, Themen und Jahrgangsstufen übertragen.
Methode/Vorgehensweise | Fach | Unterrichtsthema | Download |
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Lernplan | Deutsch | Geschichten verstehen | Lernplan D Geschichten |
Lernplan | Englisch | The Present Perfect | Lernplan E present perfekt |
differenzierender Lernplan mit Aufgaben auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen mit Diagnosetest | Mathematik | Schriftliches Multiplizieren und Dividieren | ![]() |