Lerngruppen steuern
Ziele bei der Steuerung von Lerngruppen
Eine gute Steuerung von Lerngruppen möchte eine möglichst hohe effektive Lernzeit im Unterricht gewährleisten. Die Zeit, in der sich Schülerinnen und Schüler aktiv mit den zu erlernenden Inhalten auseinandersetzen, ist nachweislich eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen (Helme 2007).
Effektive Klassenführung bedeutet demnach, für ein positives soziales Klima zu sorgen und den Unterricht so zu gestalten, dass er möglichst störungsarm verläuft. Dennoch auftretende Störungen sollen schnell und undramatisch beendet werden.
Auf der Basis eines wertschätzenden Umgangs und einer authentischen Kommunikation sind folgende Methoden für das erfolgreiche Steuern von Lerngruppen hilfreich:
- Regeln und Prozeduren,
- Rituale,
- Gestaltung der Lernumgebung,
- präventives Verhalten.
Regeln und Prozeduren
Eine Regel ist eine Übereinkunft, an die man sich nach allgemeiner Vorstellung halten sollte. Klassenregeln helfen besonders in heterogenen Lerngruppen mit oft sehr unterschiedlichen sozialen Lernerfahrungen und Wertesystemen eine verbindliche Richtschnur für das eigene Verhalten aufzuzeigen. Prozeduren sind Vereinbarungen für ganz besondere Situationen, zum Beispiel: Wie bekomme ich Hilfe, wenn ich welche benötige? Wie kann ich mich über den Unterrichtsstoff informieren und ihn nachholen, wenn ich krank war? Was mache ich, wenn ich einen Konflikt mit einem Mitschüler oder einer Mitschülerin habe?
Rituale
Als Rituale bezeichnet man eine Abfolge von klar strukturierten, immer wiederkehrenden Verhaltensmustern in einer Klasse. Diese laufen zunehmend automatisiert ab und helfen so, die Arbeitsweise einer Lerngruppe zu steuern. Rituale geben als fester Bestandteil des Unterrichts den Schülerinnen und Schüler Sicherheit und Orientierung. Sie tragen dazu bei, eine positive Lernatmosphäre herzustellen.
Die Gestaltung der Lernumgebung
Auch die Gestaltung des Klassenraumes eine zentrale Bedeutung: Die Möbel sollten so angeordnet sein, dass die Lehrkraft alle Schülerinnen und Schüler gut im Blick hat. Häufig genutzte Wege sind frei von Behinderungen. Arbeitsmaterialien werden gut geordnet und leicht zugänglich aufbewahrt. Eine Trennung von Arbeits-, Förder- und Ruhebereichen wäre dabei wünschenswert.
Präventives Verhalten
Kounin (1976) beschreibt folgende Dimensionen des Lehrerverhaltens zur effektiven Steuerung von Lerngruppen: Die Lehrkraft soll den Eindruck vermitteln, allgegenwärtig zu sein, alles im Blick und auch Augen im Hinterkopf zu haben.
Mit Schwung werden die Unterrichtsabläufen gesteuert und Ablenkung durch zufällige, oft unwichtige Reize und Themen vermieden. Wenn sowohl unnötiges Hin- und Herspringen in Themenfeldern und Aufgaben als auch Unterbrechungen des Unterrichtsflusses vemieden werden, läuft der Unterricht reibungsloser ab. Auch bei Zuwendung zu Einzelnen bleibt der Fokus der Lehrkraft immer auf der ganzen Klasse. Übergänge werden ohne Zeitverlust und mit klar initiiert.
Methoden/Vorgehensweisen bei der Steuerung von Lerngruppen
Folgende Transformationsfragen sind für die Umsetzung der oben genannten Methoden und Vorgehensweisen zur Steuerung von Lerngruppen hilfreich:
Gelingensfaktoren | Transformationsfragen |
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Hilfreiche Regeln |
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Prozeduren |
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Strukturierende Rituale |
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Lernumgebung |
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Präventives Verhalten |
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Die beschriebenen Maßnahmen sollten im Team der in der Klasse unterrichtenden Lehrkräfte besprochen und vereinbart werden.
Schwierige Situationen im Unterricht erfolgreich bewältigen
Trotz der beschriebenen Präventivmaßnahmen lassen sich schwierige Situationen im Unterricht nicht gänzlich vermeiden. In diesen Situationen gilt es durch ritualisiertes Erstverhalten lange Unterbrechungen im Unterrichtsablauf zu verhindern. Eindeutige Stoppsignale helfen in einer Konflikt- oder Störungssituation Zeit zu gewinnen und einen bestehenden Konflikt zu entschärfen.
Auszeiten: eine häufig praktizierte „kleine Lösung“ besteht darin, einen Schüler oder eine Schülerin in ein andere Klasse zu verweisen, um eine schwierige Situation zu entspannen. Absprachen im Kollegenteam sind hier unabdingbar.
Trainingsraum oder Maßnahmen der konfrontativen Pädagogik bedürfen einer Einbettung in ein abgestimmtes, schulisches Gesamtkonzept.
Literatur
Grüner, T. & Hilt, F.: Bei Stopp ist Schluss, Werte und Regeln vermitteln. Hamburg 2004
Helmke, Andreas: Aktive Lernzeit optimieren – Was wissen wir über effiziente Klassenführung? Pädagogik (Große Serie 2007: „Was wissen wir über guten Unterricht?“), S.44-48
Kounin, Jacob S.: Techniken der Klassenführung. Bern 1976
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