Differenzierung nach Aufgabenschwierigkeit
Aufgaben sind das wichtigste Werkzeug jeder Lehrkraft. Sie dienen der Steuerung des Lernprozesses, aber auch der Diagnose des Lernerfolgs. Es ist daher wichtig, den Schülerinnen und Schülern transparent zu machen, welche Funktion die gestellten Aufgaben erfüllen:
- Im Lernraum zielen die verwendeten Lernaufgaben auf den Erwerb von Fach- und Strategiewissen, von fachspezifischer Handlungsfähigkeit, aber auch von sozialen Kompetenzen. Die Ausgangsfrage lautet dabei: Welche Kompetenzen sollen welche Schülerinnen und Schüler mit Hilfe dieser Aufgaben entwickeln?
Die selbständige Auseinandersetzung mit komplexen Lernaufgaben erfordert von den Schülerinnen und Schülern eine Reihe von Fähigkeiten, die oft erst vermittelt und eingeübt werden müssen. Im Lernraum sind Fehler und Fragen daher zulässig, ja hilfreich für den Lernprozess. Hier wird nicht bewertet.
- Im Leistungsraum dienen die Aufgaben dem Nachweis der entwickelten Kompetenzen, entweder im Rahmen von klassenbezogenen oder von individuellen Leistungsfeststellungen. Schülerinnen und Schüler, die sich im Leistungsraum wähnen, wollen Erfolg haben und daher möglichst keine Fehler machen.
Lernaufgaben lassen sich auf vielfältige Weise zum Differenzieren nutzen. Dabei können inhaltlich unterschiedliche Aufgaben mit vergleichbarem Anforderungsniveau gestellt werden, um z.B. unterschiedliche Interessen oder Lerntypen zu berücksichtigen (horizontale Differenzierung). Es können aber auch Aufgaben dargeboten werden, die sich im Anforderungsniveau unterscheiden, um Lernenden mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen die Arbeit am Lerngegenstand zu ermöglichen (vertikale Differenzierung). Diese Differenzierung von Aufgaben bezüglich ihres Schwierigkeitsgrads soll im Folgenden genauer betrachtet werden.
Schwierigkeitsbestimmende Merkmale von Aufgaben
Für das systematische Variieren des Schwierigkeitsniveaus von Aufgabenstellungen ist es hilfreich, etwas über die Faktoren zu wissen, die die Schwierigkeit von Aufgaben bestimmen.
Hier lassen sich v.a. die folgenden schwierigkeitsbestimmenden Merkmale unterscheiden:
- Die Komplexität der Aufgabenstellung wird in erster Linie durch die Menge und Dichte der Denkoperationen bestimmt, die zur Lösung der Aufgabe absolviert werden müssen, und spiegelt sich in den verwendeten Operatoren wieder. Je mehr unterschiedliche Denkoperationen in einem Operator zusammengefasst werden, desto komplexer ist die Aufgabenstellung im Ganzen.
- Eine Aufgabe ist umso schwieriger zu lösen, je höher die Anforderungen sind, die sie an das Vorwissen der Lerner stellt. Dies gilt sowohl in Bezug auf das Fach- wie auch auf das Weltwissen.
- Schließlich bestimmen auch die Anforderungen, die an das zu erstellende Lernprodukt gestellt werden, über das Schwierigkeitsniveau der Aufgabe.
Differenzierung von Aufgabenschwierigkeiten
Die Aufgabenschwierigkeit lässt sich nun dadurch steuern, dass eine oder mehrere dieser schwierigkeitsbestimmenden Merkmale variiert werden:
- So kann die Komplexität der Aufgabenstellung unterschiedlich hoch ausgestaltet werden, indem z.B. der Lösungsweg einer komplexen Aufgabe in Teilschritte zerlegt wird, für die jeweils eigene Teilaufgaben formuliert werden. Dadurch entstehen unterschiedlich offen gestellte Aufgaben, deren Bearbeitungen durch die Schülerinnen und Schüler aber zum gleichen oder zumindest einem ähnlichen Ergebnis führen.
- Aufgaben oder zu bearbeitende Gegenstände, die an die Lernenden hohe Anforderungen bzgl. ihres Vorwissen stellen, können durch (gestufte) Lernhilfen entlastet werden, die bei Bedarf von den Schülerinnen und Schülern herangezogen werden können.
- Schließlich kann die Aufgabe die Wahl zwische einfacheren oder komplexeren Lernprodukten eröffnen.