Einen Advance Organizer erstellen und einsetzen
Nehmen Sie sich eine Unterrichtsreihe vor, die Sie in nächster Zeit durchführen wollen.
Schritt 1: Schreiben Sie sich das Thema der Reihe auf einen Zettel. Gehen Sie von einer motivierenden und spannenden Aufgabenstellung/Geschichte aus.
Schritt 2: Notieren Sie auf Kärtchen oder kleinen Zetteln 20 bis 40 zentrale Begriffe zu dem zu vermittelnden Lernstoff. Überlegen Sie dabei: Welche Unterthemen sollen behandelt werden? Was sind die zentralen Begriffe der Reihe?
Schritt 3: Legen Sie die notierten Begriffe zu einer Struktur zusammen und ergänzen Sie sie durch Überschriften, Schlagwörter, Grafiken und Beispiele.
Schritt 4: Zeigen Sie Zusammenhänge, Verbindungen und mögliche Assoziationen farbig auf. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den einzelnen Unterthemen, Begriffen, Graphiken? Schieben Sie Ihre Zettel so lange auf dem Blatt hin und her, bis Sie eine geeignete Anordnung gefunden haben, und kleben Sie dann die Zettel auf. Kennzeichnen Sie die Beziehungen zwischen den einzelnen Unterthemen, Begriffen oder Bildern durch Pfeile o.Ä.
Sie können, wenn Sie das Arbeiten mit dem i-Pad vorziehen, den Advance Organizer z.B. mit der App iCardSort, my popplet, Explain everything …herstellen.
Noch ein paar Tipps aus der Praxis:
- An welches Vorwissen sollen die Schülerinnen und Schüler anknüpfen? (Empfehlung: in die linke obere Ecke des Advance Organizers schreiben)
- Wie sieht die Leistungsmessung zu dieser Reihe aus? (Empfehlung: in die untere rechte Ecke schreiben)
- Ein Advance Organizer aus vergangenen Jahrgangsstufen kann zu einem neuen Thema, das darauf aufbaut, erneut ausgeteilt werden. Dadurch kann man sich bei dem neuen Advance Organizer auf die neuen Elemente konzentrieren und dessen Inhalt wird nicht mit zu vielen Details überladen.
- Ein Advance Organizer muss nicht computergeschrieben sein. Ein handgeschriebenes Plakat ist häufig ausreichend.
- Manche Klassen nutzen den Advance Organizer auch, um wichtige Regeln, Ergebnisse, Verfahren oder Methoden nachträglich anzubringen (siehe Foto zu „Lineare Gleichungssysteme“).
Zusammengefasst:
- spannende, motivierende Fragestellung bzw. Aussage
- 20 - 40 Begriffe
- Mehrfachkodierung durch:
- Bilder und Grafiken
- Beispiele, Erlebnisse, Analogien und Vergleiche (wichtige Brücken zum Vorwissen)
- kurze Texte
- Strukturelemente
- gut lesbare Schrift
- farbige Gestaltung
- nicht zu überladen (je nach Niveau höchstens 40 Begriffe)
- als Plakat während der gesamten Unterrichtssequenz an der Wand des Klassenzimmers, wenn möglich den Lernenden verfügbar machen (als Kopie oder Datei auf Moodle…)
- durch eine mündliche Präsentation aus verständlichen Worten Schritt für Schritt entwickeln (Tafel, Folien übereinander, PPT-Folien, Prezi…)
- 5-15 min je nach Niveau und Alter der Lernenden
Ein Advance Organizer ist NICHT…
- eine Inhaltsangabe
- eine zeitliche Übersicht des Unterrichtsablaufs
- linear aufgebaut
- begrenzt auf wenige Unterrichtsstunden
- von Schülerinnen und Schülern gemacht.
Ein guter Advance Organizer gibt einen Überblick über das Thema und die Zusammenhänge und ist damit letztlich Grundlage des Unterrichts!
Rückmeldungen aus der Praxis über das Arbeiten mit dem Advance Organizer
Roland Hepting schreibt in seinem Buch „Zeitgemäße Methodenkompetenz im Unterricht“ Folgendes:
„Meine Erfahrungen mit der Verwendung des Advance Organizers haben gezeigt, dass die Präsentation vor der Klasse zeitlich begrenzt sein muss. Alle Schüler der Klasse müssen in hoher Konzentration den Erklärungen des Lehrens folgen, so dass dafür allerhöchstens 10 Minuten veranschlagt werden können. Den Schülern sollte vorher erklärt werden, dass innerhalb der Präsentationsphase durch den Lehrer keine Fragen von den Schülern und darauf eingehende Begründungen und Erklärungen vom Lehrer sinnvoll sind. Durch die Detailbesprechung würde der Gesamtzusammenhang, den der Schüler ja aufnehmen soll, verloren gehen, zumindest würde er so nicht mehr am Schluss erkennbar sein. Sinnvoll ist dagegen, […], dass in den folgenden Stunden immer wieder auf den Advance Organizer, unser vorgegebenes Begriffs-Netz, eingegangen wird – wo stehen wir, was haben wir bisher bearbeitet, wie arbeiten wir weiter? In meinem Unterricht werden erarbeitete – also inzwischen bekannte – Begriffe im Netz farblich markiert.“ (Hepting, S.53)
Erfahrungsbericht
„Die Organizer wurden jeweils zu Beginn des Themenfeldes im Chemieunterricht präsentiert, zur Standortbestimmung genutzt und als Plakat im Chemiesaal aufgehängt. (Reaktivierung von Vorwissen – Hier stehen wir!) Weiterhin wurde anhand des Organizers ein Ausblick über das Themenfeld gegeben. (Visualisierung der Lerninhalte – Da wollen wir hin!) Die Organizer wurden weiterhin an die Schülerinnen und Schüler ausgeteilt und während des Themenfeldes mit Leben gefüllt. Vor jeder Stunde wurden sie zur Standortbestimmung genutzt und das Plakat sukzessive ergänzt. Am Ende der Unterrichtsreihe wurde das Plakat zur Wiederholung genutzt und diente den Schülerinnen und Schülern als Lernhilfe für die Leistungsüberprüfung.“ (Chemielehrer an einer Realschule plus, siehe Beispiel „Chemikers Vorstellung von den Stoffen“)
Verwendete Literatur:
Hepting, Roland: Zeitgemäße Methodenkompetenz im Unterricht: Eine praxisnahe Einführung in neue Formen des Lehrens und Lernens. Mit Unterrichtsvideos auf CD-ROM. 2. Aufl., Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2008. S.53
Unterrichtsbeispiele
Die folgenden Unterrichtsbeispiele haben exemplarischen Charakter und lassen sich auf andere Fächer, Themen und Jahrgangsstufen übertragen.
Methode/Vorgehensweise | Fach | Unterrichtsthema | Download |
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Lücken im Advance Organizer werden während des Unterrichts ausgefüllt | Chemie | Chemikers Vorstellung von den Stoffen | AO Chemie |
Überblick mit nachträglich angebrachten Zetteln mit Regeln | Mathematik | Lineare Gleichungssysteme | AO M Lineare Gleichungsysteme Zettel |
Advance Organizer | Französisch | Vergangenheitsformen | AO F passe |
Advance Organizer | Mathematik | Symmetrie | AO M Symmetrie |
wissenschaftliche Studien zum Advance Organizer